Copyright 2015


Kleinigkeiten

Ich werde noch keinen Eintrag über meine Arbeit schreiben. Ich hab jetzt gerade 6 Tage dort gearbeitet und möchte mich gerne noch ein bisschen besser einarbeiten, bevor ich darüber berichte. Aber ganz generell: es ist ein guter Ort.

Heute würde ich gerne etwas über Kleinigkeiten schreiben. Mir fallen hier ganz viele Kleinigkeiten auf, die typisch für Peru oder Chimbote sind, aber sie schaffen es oft nicht in den Blog. Sie sind im einzelne nicht wirklich wichtig, aber zusammen bilden sie ein Teil Perus. Manchmal sind es die Details, die eine Atmosphäre schaffen und meine Erlebnisse hier in Peru formen, andere fallen mir einfach nur auf. Nun also zu Kleinigkeiten:

Hier isst man so gut wie nie mit Messern. Alles, auch das Fleisch (was es bei so gut wie jeder Mahlzeit gibt) wird mit der Gabel auseinander gebrochen. Manchmal werden auch die Finger zur Hilfe genommen.

Oft wird die Schutzfolie von Elektrischen Geräten nicht abgemacht. So klebt zum Beispiel an unserem Kühlschrank und unserem Fernseher noch die Plastikfolie, mit der sie geliefert wurden. Meine Cousine benutz auch ihr Handy mit Schutzfolie. Da ist das Problem leider, dass diese Folie mit Information über das Handy bedruck ist, was es ziemlich unmöglich macht, viel vom eigentlichen Bildschirm zu sehen. Außerdem werden Couches hier eigentlich immer mit extra Bezügen oder Tüchern abgedeckt.

Für Motorradfahrer und Collectivo-Fahrer gibt es hier ein Problem: es ist meisten so warm, dass man kein langärmliches T-Shirt ertragen kann. Die Sonne knallt aber vor allem auf den großen Asphaltstraßen unerbittlich hinunter und selbst Peruaner bekommen manchmal Sonnenbrand (Für Collectivo-Fahrer ist das relevant, weil sie meistens ein Arm aus dem Fenster halten, um für neue Mitfahrer zu werben und anzuzeigen wie viele Plätze sie noch frei haben). Also tragen sie die meiste Zeit einen oder zwei einzelne Ärmel, die sie sich über die Arme stülpen. Oft sind diese Ärmel bunt bedruckt und es sieht so aus, als hätten sie alle ganz viele Tattoos am Arm.

Neulich war ich das erste Mal in einem richtig Peruanischen Markt für Nähzubehör. Ich hatte nur leider das Problem, dass ich sehr lange gebraucht habe und etwas kaufen zu können, da ich die ganze Zeit weggedrängelt wurde. Ich war perplex von der Dreistigkeit mit der mir Ellbogen in die Rippen geschoben wurden.

Schon am ersten Tag bei meiner Familie in Lima ist mir aufgefallen, dass die Leute, wenn sie telefonieren, das Handy nur am Ohr halten wenn der andere gerade spricht. Wenn sie selber sprechen ziehen sie das Handy weg vom Ohr und direkt an den Mund. Aus eigener Erfahrung weiß ich jetzt, dass dies vor allem in Lima wegen des hohen Geräuschpegels für die Kommunikation äußerst wichtig ist.

Wenn bei einem Fußballspiel im Fernseher ein Tor fällt, schreit der Moderator jedes Mal ein wirklich endloses „goooooooooooooal“. Das erste Mal dachte ich, der Fernsehsender haben technische Schwierigkeiten und der Ton wäre eingefroren. Aber nein, das ist immer so.

Hier werden Wände sehr oft als Werbung benutzt. Aber nicht mit Plakaten, sondern die Wand wird wirklich mit dem endsprechenden Logo oder Slogan bemalt. Am 10.04.2016 waren hier Präsidentenwahlen, und, seit dem ich hier angekommen bin, haben bunt bemalte Parteiwerbungen die Wände dominiert. Die orangenen Ks für Keiko oder die Pink, Blau und Gelben PPKs wurden Teil jedes Stadtbildes. In Lima wurde sogar in die, von sehr weit weg erkennbaren, Berge geschrieben.

Und jetzt noch zu einer letzten Kleinigkeit, die eigentlich keine Kleinigkeit ist, sondern ein Blick in ein gesellschaftliches Problem: etwas, das mit dem tollen (Vorsicht Sarkasmus) englischen Wort „Catcalling“ beschrieben wird. Auf deutsch würde man wahrscheinlich nachpfeifen sagen. Es ist hier ziemlich normal das jungen Mädchen und Frauen auf der Straße sehr laut und offensichtlich nachgepfiffen wird, oft von relativ alten Männern. Darüber haben wir auch viel in der Vorbereitung in Deutschland gesprochen, aber es ist doch nochmal etwas anderes wenn man es selber erfährt. Einmal in Huaraz wurde uns so dreist nachgepfiffen, dass Zoraida einfach stehengeblieben ist und die 3 Männern, die ungefähr in ihren 70igeren waren, gefragt hat was das soll. Darauf haben die 3 ziemlich beschämt und perplex etwas in ihre Bärte gemurmelt.