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14.7.2011

Heute war mal wieder ein sehr voller Tag. Ich könnte auch sagen "anstrengend", aber das klingt so negativ. Und man kann nicht sagen, dass es kein schöner Tag war, auch wenn ich wie immer um 18:00 schon vollkommen erschöpft und emotional "am Ende" bin. Momentan sitze ich im Wohnzimmer. Meine Mutter sitzt vor dem Computer und telefoniert lautstark (wie immer). Pao Pao sitzt auch vor ihrem Laptop und spielt an sich ziemlich simple und langweilige Spiele, die jedoch auf Thai erstaunlich interessant aussehen. Und Pan Pan geht es immer noch nicht wirklich gut (Pao Pao mai sabai - wie es so schön heißt). Sie liegt auf dem Sofa und zwar mit einer erschreckend dicken Decke. Ich schwitze schon in kurzen Shorts und Top und dabei sitze ich praktisch schon fast im Ventilator. Das mit der Hitze ist schon wieder eines der Dinge, auf denen der Satz "Man will immer das, was man gerade nicht hat" sehr gut zutrifft. WIe sehr habe ich mir zum Beispiel auf Klassenfahrt in Krakow oder bei Regen im Mai diese Hitze gewünscht und wie sehr wünsche ich mir gerade für einen Moment Schnee...
In der Schule habe ich heute viel Zeit im Lehrerzimmer und im Büro von meiner Advisorin verbracht. Ich hatte "private" Thaistunden und kann jetzt mittlerweile sogar die Hälfte des Thai-Alphabets zumindest ansatzweise wieder erkennen. Meine größte Errungenschaft war daraufhin auf dem Weg nach Hause ein Apothekenschild. Denn darauf stand das erste Wort in Thai, dass ich lesen und auch gleich übersetzen konnte. Zwar ist das Wort "ya" relativ kurz und es liegt auch ziemlich nahe, dass auf dem Schild vor der Apotheke mit einem Kreuz drauf das Wort "Medizin" stehen könnte, aber ich war trotzdem extrem stolz, dass ich den einen Konsonanten und diesen einen Vokal erkannt habe :D
Ansonsten bin ich gespannt auf das Wochenende. Wie so oft habe ich keine genaue Vorstellung davon, was ich machen werde. Nein, ehrlich gesagt habe ich noch nicht mal eine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir an zwei von den vier Tagen (es sind buddhistische Feiertage) zur Polizeistation von meinem Vater fahren. Aber ansonsten werde ich das Ganze wohl wie immer auf mich zukommen lassen müssen. Das ist übrigens für mich ein sehr seltsames und ungewohntes Gefühl. Ich habe nicht gerne nicht die volle Kontrolle über das, was passiert. Deshalb ist auch das Einzige, was mich bis jetzt noch ein wenig an den Thais stört ihr Zeitgefühl. Das kann man noch nicht mal mehr Unpünktlichkeit nennen. Die trödeln nicht durchs Leben, sondern die schleichen! Wenn wir um 7:30 in der SChule zum Appell sein müssen (wir brauchen ca. 15 Minuten mit dem Auto) und wir um 7:18 ins Auto steigen, dann bringt es meine Mutter doch seelenruhig noch fertig, ungefähr nach 400m anzuhalten und zu verkünden, dass wir jetzt frühstücken würden. Dann heißt es Allemann aussteigen und an einen wackeligen Tisch am Straßenrand setzen und kräftig reinhaun! Es gab kaomangai (Reis mit Hünchen, Suppe und einer sehr scharfen Soße). Das ist an sich zwar eigentlich mein Lieblingsessen, aber ich hab so oft auf die Uhr geschaut, dass ich es garnicht genießen konnte... Naja, am Ende sind wir dann einfach so schnell gefahren, dass wir doch noch fast pünktlich waren. Jetzt verstehe ich auch, warum die Autobahnen für Deutschland so außergewöhnlich sind. Weil hier fährt man einfach überall wie auf der Autobahn!