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29.6.2011 Tag 0
Der Tag ist gekommen. Heute fängt das große Abenteuer an und obwohl ich das Ganze noch nicht vollständig realisiert habe, bekomme ich langsam ein starkes Kribbeln im Bauch. Es ist kein ängstliches Kribbeln, aber auch nicht nur Aufregung und Freude, sondern mehr ein unbestimmtes Gefühl von Aufbruch und Fernweh.
Mich von Mama, Papa, Emilia und vor allem von Zander zu verabschieden fühlt sich seltsam an. Aber wie gesagt habe ich noch nicht ganz realisiert, dass ich sie ein ganzes Jahr nicht mehr sehen werde und deshalb kann ich auch nicht wirklich weinen. Erst als ich allein im Flugzeug sitze und Mamas Brief lese, bekomme ich einen Kloß im Hals, welcher jedoch schon bald von dem Druck auf den Ohren und dem flauen Gefühl im Magen beim Abflug verdrängt wird.
Der Mann von der Passkontrolle in Frankfurt ist ungewöhnlich gut gelaunt und viel zu jung für den langweiligen Job. Als ich ihm meinen Pass überreiche sagt er: „Oh, auch nach Bangkok?“ Ich bin zu aufgeregt und nervös um zu antworten, da mein Anschlussflug nach Bangkok in nur einer halben Stunde zum Boarding bereit ist. Deshalb nicke ich nur. Der Mann scheint meine Nervosität jedoch nicht zu bemerken und blickt irritiert, jedoch immer noch grinsend hinter mich: „Ganz alleine?“ „Jepp“, antworte ich nur: „für ein Jahr“. „Für ein ganzes Jahr?!“ fragt er überrascht. Ich hole einmal tief durch und antworte: „Ja, für ein Jahr nach Thailand. Ganz alleine.“
Ich sitze auf Platz 46K. Das ist ein Fensterplatz und das ist an sich gut. Allerdings stehen damit vier Knie und zwei erschreckend dicke Bäuche zwischen mir und der Toilette. Deshalb verbringe ich viel Zeit damit, abzuwägen, ob es jetzt schon so dringend ist, oder ob ich es auch noch mit zusammengekniffenen Arschbacken aushalte. Schlafen kann ich nicht. Aber auch zum Nachdenken ist es nicht gemütlich genug.
Auf dem Bangkok Airport dreht sich alles nur um Passkontrollen, Visa und Gepäckbänder. Nur die bestickten, lilanen Uniformen der thailändischen Stewardessen und die thailändischen Nationalflaggen erinnern an das bunte Thailand außerhalb des klimatisierten Flughafens.
Als wir nach draußen treten, laufen wir gegen eine Wand aus feucht-warmer Luft und Abgasen. Ich fange an zu schwitzen. Aber bereits in dem bunt bemalten Bus, der uns zum Hotel bringt ist es wieder so kalt, dass ich meinen Pullover überziehe.
Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinsehen soll. Links und rechts von der Fahrbahn stehen Palmen und kleine Wälder. Es ist Linksverkehr. Aber der Übergang zwischen den Fahrbahnen könnte auch als fließend bezeichnet werden. Mopeds fahren in so gut wie alle Richtungen und auch die Anzahl der Passagiere variiert stark. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich pinke Taxis sehe. Alles ist so anders als in Deutschland. Aber auf eine gute Weise anders.