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Bangkok mit Alisa - 1.10.2011
Und schon wieder ist über ein Monat vergangen, seid ich zuletzt die Zeit gefunden habe, mein Tagebuch hier zu aktualisieren. Das heißt jedoch nicht, dass in den letzten vier Wochen nichts passiert ist hier bei mir – ganz im Gegenteil. Es ist sogar so viel passiert, dass ich das ganze in drei Blog Einträge unterteilt habe.
Erstmal zu meiner Zeit in Bangkok; nach dem Massage Camp in Ayutthaya ging es zurück zu Alisas Gastfamilie nach Nonthaburi, Bangkok. Obwohl die Prachumkuls leider ziemliche familiäre Probleme haben und vor allem die Eltern sich hauptsächlich aus dem Weg gehen, haben sie mich total herzlich willkommen geheißen und ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Alisas Gastschwester Grace und auch ihre Gastmutter haben viel mit uns unternommen und ansonsten haben wir einen wunderschönen, faulen Lebensstil gepflegt. Vor allem haben wir uns hauptsächlich selbst verpflegt. Im Siam Paragon haben wir sogar richtiges Vollkornbrot erstanden und anschließend gab es fast eine Woche lang Schnitten in allen Variation!
Ansonsten haben wir zahlreiche Kinobesuche, ausgedehnte Spaziergänge und lange, nächtliche Gespräche, sowie zahlreiche Stunden mit Musik, Briefpapier und Gedanken an zu Hause genossen. Es wurde immer ausgeschlafen, alle Klamotten, die steifer und unbequemer sind, als ein Jogginganzug wurden verbannt und neben Brot war süßer, heißer Tee unsere Hauptmalzeit. Wenn uns das Herumliegen dann ab und zu zu anstrengend wurde, sind wir einfach mit dem Sky Train nach Bangkok rein gefahren und haben uns dort mit anderen Austauschschülern auf einen Kaffee im Siam Square getroffen.
Außerdem haben, wie gesagt, auch Grace und Alisas Mutter ab und zu für spannendes Programm gesorgt. Gleich am ersten Wochenende sind wir beispielsweise nach Amphawa gefahren, denn eine Freundin von Alisas Mutter hat vor, dort Bungalows zu kaufen und anschließend in ein Hotel umzubauen. Abends haben wir dann noch einen wunderschönen Ausflug auf den Schwimmenden Markt gemacht. Anders als in Ayutthaya ist dieser jedoch viel weniger "Touristen Disney Land". Viele Thais machen hier ihre Wochenendeinkäufe und man sieht kaum "Fallangs".
So stereotypisch und kitschig es klingen mag: Ich liebe Thailändische Märkte ohnehin – all die Farben, Gerüche und energischen Gespräche der Händler, die bunten Stoffe, den Schmuck und sogar die gegrillten Kakerlaken und Fischeingeweide entwickeln langsam ihren Charme :D
Nach Sonnenuntergang haben wir uns ein Boot gemietet und sind stundenlang durch die "Thailändische Lagune" gekreuzt. Ich habe mich gefühlt, wie in Venedig und außerdem wie im Film. Zu beiden Seiten des glitzernden, schwarzen Wassers konnte man vereinzelt erleuchtete Fenster durch das dichte Schilf hindurch ausmachen. Jedes Haus besitzt seinen eigenen, kleinen Steg und ein elegantes Holzkanu. Ich hatte sofort romantische Bilder vor Augen, wie beispielsweise eine alte, kleine, runzelige Thai-Frau im Schatten ihres riesigen Strohhutes bei Morgendämmerung damit langsam zum Markt paddelt, um frisches Gemüse zu besorgen, oder wie braun gebrannte Kinder in der Mittagshitze kreischend über die morschen Holzplanken rennen, um kurz darauf den Absprung zu wagen und prustend im Wasser landen...
Als ich dort so in dem Bot saß, mit dem Gefühl von Wasser und Wind auf der Haut, war das einer dieser Momente, wo ich das Gefühl hatte, genau dort richtig zu sein und nirgendwo anders hinzuwollen.
Allerdings wurde das Ganze ab und zu dann doch von der heranzückenden Flut überschattet. An manchen Abenden saßen wir mit Alisas Gasteltern zusammen im Wohnzimmer und haben im Fernsehen beobachtet, wie immer mehr Dämme in unserer Nähe gebrochen sind und wie selbst die Thailändische Regierung langsam ein wenig nervös wurde. Allerdings schien die Flut es nie bis zu uns zu schaffen. Unser Nachbarort stand komplett unter Wasser und manchmal musste unser Taxi auf dem Heimweg auch riesige Umwege fahren, weil eben einfach manch Strassen ins Wasser führten, aber in unmittelbarer Nähe schien alles wie immer.
Außerdem haben mir der Umgang mit uns als "Töchter" und die Freiheit in Alisas Familie immer mehr zum Nachdenken angeregt und bei dem Gedanken, bald wieder in meine eigene Gastfamilie zurückzukehren stieg langsam aber sicher immer mehr Panik auf. Deshalb sind Alisa sogar einmal in das AFS Büro in Bangkok gefahren, um uns zu informieren, wie ein eventueller Familienwechsel ablaufen würde. Allerdings wurde mir natürlich von allen Seiten (inklusive von mir selbst) geraten, es noch mal zu probieren und zurück in der Familie mit neuer, offener Energie zu beobachten, wie genau meine Beziehung vor allem zu meiner Gastmutter sich entwickelt.
Und genau das hatte ich ganz fest vor, als mich meine Mutter zusammen mit meinen kleinen Schwestern am 17. Oktober schließlich abgeholt hat.