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Thai Style - 24.7.2011
Heute war ein unheimlich schöner Tag. Es ist so viel passiert, dass es sich schon mittags wie abends angefühlt hat und ich habe so viele schöne Dinge erlebt, dass ich sie gar nicht alle aufschreiben kann. Für einen Sonntag fing der Tag sehr früh an. Kruu King (Lehrerin King - die beste Freundin meiner Advisorin) hat mich um 7 Uhr morgens aus dem Hotel abgeholt. Ich habe mir in der Krankenhauskantine schnell einen richtigen Cappuccino (keinen instant coffee!) und eine Zimtschnecke gegönnt, während Kruu King an einem Stand Essen gekauft hat, das wir daraufhin Mönchen, die an der Straße standen, in ihre Körbe gelegt haben. Es ist für mich immer noch ungewohnt, mitten auf der Straße die Schuhe auszuziehen, mich hinzuknien und zu "waien". Aber Kruu King hat mir erklärt, dass man so etwas vor allem immer vor einem großen Fest tut. Anschließend sind wir mit dem Motorroller zum Fitnesspark gefahren. Das ist mein allerliebster Lieblingsplatz geworden. Während die Sonne aufgegangen ist bin ich unter den Palmen und am Meer entlang meine Runden gejoggt, während Kruu King auf der Bank Handyspiele gespielt hat (!). Vollkommen verschwitzt - und damit meine ich VOLLKOMMEN - gings dann zu Kruu Kings Haus. Ihr Haus ist ein kleines Häuschen, so richtig im Thai Style. Ebenerdig gibt es einen großen Raum mit Fernseher und Teppich, eine winzige Küche und ein Badezimmer. Badezimmer heißt hier übersetzt übrigens "Wasserraum" und so sieht das ganze dann auch aus. In den meisten Bädern gibt es Flip Flops vor der Tür. Und man sollte diese auch anziehen, bevor man reingeht. Weil drinnen ist einfach alles nass. Dann sitzt man auf der Toilette und über einem baumelt der Duschkopf. Ich habe in meiner ganzen Zeit hier noch keinen einzigen Duschvorhang, geschweige denn eine Badewanne oder eine geschlossene Dusche gesehen. Aber eigentlich ist das alles ganz praktisch. Man zieht sich eben im Wohnzimmer aus, hängt sein Handtuch vor die Badezimmer Tür und geht dann unter die Dusche. Meistens hängen die Zahnbürsten an der Wand neben dem Shampoo. Man bürstet sich also die Zähne, während an unter der Dusche steht und das Shampoo einwirken lässt.
Jedenfalls kam dann gleich die Freundin (übrigens auch Lehrerin an meiner Schule) und Nachbarin von Kruu King rüber und hat Namou bei uns abgegeben - ihre 3 Monate alte und unendlich süße Tochter. Ich habe dann auf sie aufgepasst, während die beiden gekocht haben. Dann haben wir uns im Eiltempo fertig gemacht. Ich habe mich gefühlt, wie ein Model, als drei Frauen mir jeweils meine Haare geflochten, mein Make-up gemacht und mein Kleid angezogen haben. Ich war das erste Mal froh darüber, so kleine Füße zu haben, weil ich natürlich schlecht meine weißen Gummi Flip Flops zu dem handgemachten Thai Kostüm anziehen konnte und mir deshalb Schuhe von meiner Lehrerin ausleihen musste.
Nach gut einer halben Stunde Fahrt sind wir dann im Zentrum von Chonburi ausgestiegen. Zwei Freunde meiner Advisorin (Lady Boys muss man dazu sagen :D) haben hier ein Geschäft für traditionelle Thai-Kostüme. Der kleine Laden war überfüllt von Leuten, Lachen und dem Geruch nach Essen. In einem Nebenraum saßen 10 Mönche. Wie gesagt ist es üblich, bevor man selbst so ausgiebig isst und feiert, den Mönchen etwas abzugeben. Also gab es eine dreistündige Zeremonie. Meine Füße waren nach 30 Minuten schon über das "eingeschlafen sein" hinaus. Das Stadium, das danach kommt ist allerdings noch sehr viel schmerzlicher und ich fürchte langsam, dass ich, wenn ich wieder in Deutschland bin O-Beine bekomme von dem ganzen Schneidersitz - Sitzen.
Die Zeremonie an sich war jedoch wunderschön und unheimlich interessant. Die Mönche haben stundenlang gesungen und gebetet und es war glaube ich der "religiöseste Moment" in meinem Leben. In diesen Minuten, bzw. Stunden, habe ich über Dinge bewusst nachgedacht, die einem sonst nur diese "innere Stimme" oder "Intuition" ab und zu ins Ohr flüstert. Nach den Gesängen und Gebeten haben die Mönche gegessen und sind anschließend alle barfüßig, langsam wieder ihres Weges gegangen. Inzwischen hatte ich die Zimtschnecke zwar verdaut, aber auf so eine Menge an Essen war mein Magen dann doch nicht vorbereitet. Es saßen ungefähr 30 Leute auf den Bastmatten am Boden - von der 3 Monate alten Namou bis zu ihrer 98 Jahre alten Urgroßmutter. Alle wollten natürlich zeigen, was sie gekocht hatten und was ihr Land so zu bieten hat und deshalb musste ich von allem probieren. Das meiste hat auch wunderbar geschmeckt, aber dann ist da imer das Problem mit der Reaktion. Mein Thai reicht gerade dafür zu sagen "aloi ca" (Es schmeckt lecker) oder "mais aloi ca" (Es schmeckt nicht lecker). Dinge wie "Es schmeckt ganz gut, aber es ist mir ein wenig zu ..." kann ich nicht sagen und "Es schmeckt nicht lecker" ist dann doch schon sehr unhöflich. Also immer schön brav "aloi" sagen. Das wiederum führt dann jedoch dazu, dass sie dir mehr davon geben wollen und das führte dann auch heute wieder dazu, dass ich irgendwann nur noch stöhnend "im" (voll) sagen konnte.
Ansonsten war es jedoch ein wunderschönes Erlebnis. Gegen Nachmittag habe ich dann geholfen, das restliche Essen in kleine Plastiktüten abzufüllen. Diese wurden dann entweder mitgenommen oder Bettlern auf der Straße gegeben.
Zurück bei Kruu King habe ich mal wieder geduscht - das Thai Kostüm ist zwar wunderschön, aber auch sehr vielschichtig und ziemlich heiß... Am Abend bin ich dann vom Krankenhaus das erste Mal so richtig alleine "losgezogen". Die große Shopping Mall ist nur ca. 300m entfernt und dann hat mir meine Mutter erlaubt, für eine halbe Stunde alleine loszugehen. Lustigerweise war ich dann doch nicht so alleine, weil mich jeder in der Schule und damit viele Leute in der Stadt kenne und es in der Mall immer wieder rief "Pii Polla, Pii Polla". Ich hatte extra meinen Laptop mitgenommen, weil ich im Krankenhauszimmer zwar Wifi hatte, aber natürlich nicht richtig skypen konnte. Ich habe mich also zu Starbucks gesetzt. Zwar hatte ich nicht viel Zeit und das Internet war letzten Endes doch nicht kostenlos und plus dem überteuerten Kaffe hat mich das Ganze viel zu viel gekostet, aber es hat sich trotzdem toll angefühlt, mal ganz alleine ohne Druck kurz einen Moment für mich (und Zander auf dem PC) zu haben. Anschließend habe ich noch schnell Schokoladeneis für Pao Pao mitgenommen. Abends sind Pao Pao, Kun Mae und ich dann nach Hause gefahren und Kun Poo ist alleine bei Pan Pan im Krankenhaus geblieben.
Insgesamt war es einer der schönsten Tage hier und jetzt schlafe ich voller Zuversicht und positiver Energie hoffentlich bald ein.