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Pattaya - 7.8.2011

Der Rest dieser Woche war etwas weniger alltäglich als der Anfang. Am Mittwoch hat mich meine Advisorin zu ihrer Wahrsagerin mitgenommen. Und mal wieder hat es mir im Angesicht dieser extremen Kontraste die Sprache verschlagen. Da fährt man mit einem dicken Auto zu einem ganz gewöhnlichen Haus. Im Wartezimmer gibt es einen Kühlschrank mit Eis- und Getränkefächern, welcher fast eine ganze Wand einnimmt. Der Knaller war dann allerdings die Wahrsagerin oder "Magic Lady", wie sie meine Advisorin nennt. Die Frau ist vielleicht 30 Jahre alt, ist viel zu stark geschminkt und etwas pummelig. Getragen hat sie ein extrem knappen Spaghettiträger Top und kurze Denim Shorts. Und neben ihr lag ein Blackberry mit pinker Plastikhülle, das die ganze "Sitzung" über vibriert hat. Und trotzdem hat weder meine Advisorin noch die Wahrsagerin ein einziges Mal gelacht oder an dem gezweifelt, was die "Karten gesagt haben". Ich musste mir so unglaublich das Lachen verkneifen, aber meine Advisorin hat mit unglaublichem Enthusiasmus Geldscheine in die Schale gelegt und mir am Ende für 200 baht sogar noch einen "Glücksanhänger" gekauft, der mich jetzt vor Geistern beschützt. Die Wahrsagerin selbst hat mir auch einiges offenbart. Erstmal hat sie gesagt, dass ich aufpassen muss, weil bald jemand in meiner Familie krank werden wird. Konkreter hat sie dann gesagt, dass mein Vater zu viel arbeitet und seine Gesundheit vernachlässigt. Sie hat gesagt, dass Papa bald mit seinem Chef Streit haben wird und dass er öfter in den Tempel zum Beten gehen muss, damit er nicht ins Krankenhaus muss. Also Papa, immer schön aufpassen und dich vor Herrn Mahnert und Schulz in Acht nehmen :D
Außerdem hat sie gesagt, dass ich im Alter von 21 sehr glücklich sein werde. Ich werde wohl etwas mit Sprachen arbeiten und mein Mann wird sehr reich sein und als Pilot arbeiten.
Am Freitag bin ich dann mit ein paar Schülern aus meinem Jahrgang in die Universität in Bang Sean gefahren. Dort war ein Tag der offenen Tür und außerdem ein Speech Contest zu dem Thema "Global Communication SKills", an dem zwei unserer Schüler teilgenommen haben. Nach dem Mittagessen sind wir dann noch mit einem Tuk Tuk an den Strand gefahren. Es war total schön, mal etwas mit Gleichaltrigen zu unternehmen. Und da es nur so eine kleine Gruppe war (ca. 15 Schüler), hat man sich auch mit allen unterhalten und es war unglaublich lustig. Ich habe viele besser kennengelernt. Unteranderem Mac, der Junge der Deutsch sprechen kann und Bonus, das Mädchen mit dem ich immer schwimmen gehe und mit der ich auch im English Camp in einem Zimmer schlafen werde. Nach dem Strand sind wir noch kurz in die Mall gefahren und dann gings mit dem Bus zurück in die Schule. Dann hat mich meine Advisorin wieder nach Koh Loi (der Fitnesspark) gefahren und ich bin meine Runden gerannt und habe mich dann ausführlich auf einem großen Stein am Meer gedehnt.

Am Abend sind wir mit Freunden essen gegangen. Hovard kommt aus England und ist mit der supernetten Thailänderin Lucy verheiratet. Sie haben eine kleine Tochter und Ally hat sich anscheinend schon mehr an Thai-Food gewöhnt als ich. Denn mein Magen ist immer noch nicht ganz so glücklich und regt sich nicht selten über das auf, das ich ihm präsentiere. Abends sollte ich eigentlich bei meiner Advisorin übernachten. Die hat dann allerdings beschlossen, dass wir nach Pattaya fahren und dort im Hotel übernachten. Ich habe inzwischen aufgegeben, irgendeine Logik hinter derartigen Entscheidungen zu suchen und deshalb habe ich mich einfach willig ins Auto gesetzt und wie immer gewartet, was so auf mich zukommt.
Auf diese Stadt war ich allerdings dann doch nicht vorbereitet. Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben (700 baht für eine Nacht in einem Hotelzimmer mit Balkon, großem Bad und Fernseher) und sie kurz im Internet mit ihrem Freund in den USA geskyped hat, sind wir mit dem Motorbike-Taxi in die Fußgängerzone gefahren. Als meine Advisorin verkündet hat, dass wir nach Pattaya fahren, habe ich mir für einen kurzen Moment gewünscht, dass ich etwas anderes angezogen hätte als meine Schlabberhose und das abgeleierte T-Shirt, das ich sonst nur zum Schlafen anziehe. Aber nach nur 10 Minuten in dieser schrecklichen Stadt war ich so unglaublich froh, dass ich ganz "uncool" mit Schlabberhose in der Eisdiele saß und mir mit meiner Advisorin den Mickey-Mouse Eisbecher geteilt habe. Ich habe mich in dieser Stadt, in der überall "gefeiert" wird und Musik spielt, selten einsam gefühlt. Es war wie in einem Horrorfilm und die meisten Menschen haben mich einfach nur unendlich angewidert.
Viele Thais mit denen man über Pattaya redet sagen, dass die meisten Gerüchte nur "Vorurteile" sind und dass es eigentlich eine super lustige und lebendige Stadt ist. Ich würde es allerdings als die lebloseste und grausamste Stadt beschreiben, in der ich je war. Nicht nur, dass es einfach mal so ein offensichtlicher Straßenstrich ist und dass es ein so trauriger Anblick ist, wenn man einen alten, weißen, widerlichen Mann mit einem thailändischen Mädchen sieht, das fast nichts anhat und immerzu auf den Boden starrt, sondern auch die Musik ist geschmacklos und scheint außerdem keinen, der nicht extrem besoffen ist, irgendwie zum Tanzen aufzufordern. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als ich mehrere Familien mit kleinen Kindern gesehen habe und ich war so unendlich froh, als wir wieder am Taxistand angekommen sind. Ich habe auf dem ganze Weg nur ein einziges Foto gemacht, weil ich noch nicht mal stehen bleiben wollte, um das Ganze festzuhalten. Am Taxistand hat man dann mal wieder die Korruption der Polizei hautnah miterlebt, als ein Polizist drei "Fallangs" einen Strafzettel gegeben hat, weil sie ohne Helm auf dem Motorrad Taxi gefahren sind, was absolut lächerlich ist, weil diese Taxis noch nicht einmal Helme besitzen und außerdem wirklich alle ohne Helm und zu viert auf einem Taxi sitzen und eben nur die "Fallangs" angehalten werden. Das Ganze hat mich unglaublich fertig gemacht und ich war froh, als wir nach einem kurzen Zwischenstopp bei Subway dann endlich wieder ins Hotel gefahren sind.
Gestern sind wir dann morgens um 6 am Meer frühstücken gegangen und ich habe meinen inneren Frieden wieder zurückgewonnen. Ich liebe das Meer einfach viel zu sehr. Dann sind wir in die Schule gefahren. Ich bin mit meiner Advisorin mitgelaufen und habe mit ihr zusammen unterrichtet. Dann sind wir mit zwei Lehrerinnen und einem schwulen Freund meiner Advisorin in das Hotel für das English Camp gefahren, um alles zu planen. Zurück in der Schule hatten wir noch zwei überaus lange Meetings mit den Englischlehrern und dann bin ich abends mit Freunden von meiner Mutter aus dem Issan essen gegangen. Wir waren insgesamt bestimmt 20 Leute und am Anfang habe ich mich extrem unangenehm gefühlt, aber als die meisten Erwachsenen dann angetrunken waren, wurde es doch noch ganz schön. Ich habe mich den ganzen Abend über super mit PanPan unterhalten und außerdem war das Restaurant total schön - direkt am Meer. Am lustigsten war, dass da halt die Affen wirklich wie Hunde auf der Straße rumlaufen. So viele Affen habe ich in meinem Leben nicht gesehen. Die wohnen da in den Wäldern und kommen eben auf die Straßen und Dächer, um nach etwas zu Essen zu suchen. Gegen 10 sind wir dann noch in ein anderes Restaurant gefahren, um Karaoke zu singen und ich habe noch nie Menschen gesehen, die so gut gelaunt sind und so ausgelassen feiern. Ich habe mich mit Longa unterhalten - ein 16-jähriges Mädchen, dass dort arbeitet und PanPan, PaoPao und ich hatten selten so viel Spaß zu dritt. Jetzt bin ich allerdings auch froh, dass ich heute mal so richtig ausschlafen konnte (ich habe ernsthaft bis um 11 geschlafen!) und jetzt Zeit habe, all die Dinge zu tun, zu denen ich sonst nie komme - wie eben Tagebuch zu schreiben, mein Zimmer aufzuräumen und endlich die diversen Päckchen und Postkarten auf die Post zu bringen. Ansonsten freue ich mich aber wie immer wieder auf die Schule. Morgen haben wir Sport und das heißt Sportuniform und das heißt kurzärmliges Hemd und dann kann der Tag ja nur schön werden!

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