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17.7.2011

Heute sind es noch genau 10 Monate bis zu dem Moment, an dem ich wieder in Deutschland aus dem Flugzeug steigen werde und hiermit bin ich offiziell in einem erneuten Tief angelangt. Ich vermisse zu Hause und vor allem Zander so sehr, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Wir sind heute doch nicht, wie geplant, nach Bangkok zu meinen Großeltern gefahren, weil Pan-Pan immer noch krank ist. Aber an das Absagen von Plänen habe ich mich ja mittlerweile schon gewöhnt. Ausschlafen kann ich nicht mehr, weil ich durch diesen neuen Rhythmus immer spätestens um 8:30 aus dem Bett springe. Das Frühstück ist mit Cornflakes und Reis mit Omelett verhältnismäßig klein ausgefallen, da meine Mutter mit meiner Schwester ins Krankenhaus gefahren ist und ich mit Pao-Pao alleine zu Hause war.
Anschließend begann das Herumgammeln. Pao-Pao hat den Fernseher angemacht (sowieso schon mal ein Wunder, dass er nicht schon während dem Frühstück an war) und wir lagen ca. eine Stunde auf dem Sofa bis mein Vater nach Hause kam. Der hat sich dann gleich dazugesetzt. Irgendwann kamen auch Pan-Pan und Kun-Mae wieder nach Hause. Der Arzt hat Pan-Pan wohl empfohlen, übernacht im Krankenhaus zu bleiben, aber sie wollte nicht. Also lag so gegen 12 die ganze Familie auf dem Sofa oder dem Boden davor (denn der ist kühler als das klebrige Ledersofa) und hat Thailändische Talkshows und Cartoons im Fernsehen angeschaut. Der Ventilator hat ab und zu frische Luft vorbeigeblasen und alle haben so vor sich hin gedöst. Gegen 3 sind meine Mutter, Pao-Pao und ich auf dem Motorroller los (zu dritt ist noch echt wenig für Thai-Verhältnisse). Meine Mutter und meine Schwester haben beide panische Angst davor, braun zu werden (also noch brauner, als sie ohnehin schon sind) und deshalb haben wir auch noch einen riesigen Regen- bzw. Sonnenschirm aufgespannt und meine Mutter hat diesen ungerührt mit einer Hand gegen den Wind verteidigt, während sie mit der anderen Hand geschickt das Motorrad manövrierte. Wir haben kurz angealten und kaomangai (Reis mit Hünchen und SEHR scharfer, aber auch SEHR leckerer Soße – übrigens bis jetzt mein Lieblingsessen) gegessen. Anschließend sind wir schnell zur Videothek, weil sich Pao-Pao den Disney Film „Rango“ ausleihen wollte und zum Supermarkt. Das Ganze waren insgesamt vielleicht 500 Meter hin- und zurück und es hat länger gedauert, das Motorrad zu parken und jedes Mal umständlich abzuschließen, als wenn wir gelaufen wären...
Am Abend sind wir schwimmen gefahren. Der Strand war wunderschön mit Palmen und Sonnenuntergang und allem Drum und Dran. Allerdings sind wir nicht im Meer schwimmen gegangen, sondern in einem riesigen Pool am Strand, was ich zwar ziemlich eigenartig fand, meine Eltern aber als Luxus empfinden...
Als ich so in den Sonnenuntergang geschaut habe und das Meer glitzern gesehen habe war das einer meiner schönsten Momente bis jetzt. Allerdings war es gleichzeitig auch der Schrecklichste, weil ich keinen hatte, mit dem ich ihn teilen konnte. Wie sehr habe ich mir jedes Mal, als ich unter Wasser war gewünscht, dass ich jetzt irgendwo im Arnoldbad wieder auftauche und Zander mich anlächelt! Im Auto musste ich dann heftig mit dem Kloß im Hals und mit den Tränen kämpfen.
Wir haben noch mal kurz gehalten, um Abend zu essen – mitten an der Straße an einem Metalltisch, wie immer. Ich habe „Spiegelei“, Reis, ein Bischen Fisch und natürlich scharfe Soße gegessen. Es war wunderschön, wie die Sonne untergegangen ist und meine nassen Haare langsam in der milden Abendluft getrocknet sind. Aber ich konnte nur immer wieder daran denken, wie schön es wäre, wenn jetzt Zander und Mama und Papa und Emilia irgendwo in einem kleinen Ferienhaus auf mich warten würden...